Corona und Palliative Care: Die Sorge um einsame und kranke Menschen bleibt!

Und plötzlich ist alles anders: Der wöchentliche Besuch im Altersheim fällt weg.

Was mache ich, wenn es der Mutter oder dem Vater plötzlich schlechter geht? Bei der Geburt darf der Vater dabei sein, aber dann gibt es keine Besuche mehr im Spital – Mutter und Kind sind isoliert. Die Gänge im Heim sind leer, ebenso die Cafeteria, Züge, Busse und Strassen.

Schauen wir, was dennoch möglich ist, und mobilisieren wir unsere Dankbarkeit: Ich bin dankbar für Ärzte, Ärztinnen und Pflegende sowie alle Frauen und Männer, die in Spitälern und Heimen für kranke und alte Menschen da sind. Jetzt sind sie die Brücken nach aussen. Sie geben Zuwendung, wenn die Tränen kullern. Auch Seelsorgende in Kliniken und Heimen leisten jetzt einen wertvollen Beitrag um die Isolation auszuhalten.

Welche Ideen gibt es noch, um Menschen in der Isolation einen Moment der Zuneigung zu ermöglichen?

  • Ich nehme mein Telefon zur Hand und blättere im Telefonbuch: Wer hätte Freude an einem Anruf? Wer kommt mir in den Sinn, der oder die nun allein ist und die ich anrufen könnte?
  • Ich kann an den Sorgen von Menschen teilhaben. Vielleicht gibt es jemanden, der sich um seine alten Eltern sorgt. Auch diese Personen freuen sich über ein Lebenszeichen. Sie sind dann in ihrer Sorge nicht allein, spüren, dass da jemand mitträgt.
  • Und dann ist da noch die «Gretchenfrage»: Wie halte ich es mit der Religion, mit dem Gebet? Viele kennen noch die Allerheiligenlitanei. Ich könnte doch jetzt meine eigene Fürbitt-Litanei erstellen mit Namen von Menschen, für die ich im Moment besonders beten möchte.
  • Ich könnte auch eine Person, welche im Moment in Quarantäne ist, bitten, mit mir zusammen für diese Menschen zu beten.
  • Nicht einfach anonym bleiben, ist heute wichtig. Jede und jeder soll mit seinem Namen vor Gott gebracht werden: Ich habe einen Namen, mit diesem Namen wird meiner gedacht. Und auch ich spüre: Ich bin nicht einsam, da sind so viele Menschen die ich kenne, an die ich nun denken kann, für die ich beten kann.
  • Viele Seniorinnen und Senioren haben Freude am Computer. Auch hier liegt eine Möglichkeit in Kontakt zu treten. Weshalb nicht per Mail jemandem mitteilen, welches Buch man gerade liest. Bücher öffnen Horizonte – auch wenn man sie nicht selbst liest.
  • WhattsApp- oder Skype ermöglichen es sogar, den Anrufenden zu Gesicht zu bekommen.
  • Ja, dann gibt es noch die Post – noch bringen die Pöstler Briefe und Pakete. Wann habe ich den letzten Brief geschrieben, wann habe ich zum letzten Mal jemandem ein Gedicht geschrieben, welches mir Trost, Hoffnung oder Freude vermittelte?

Die momentane Situation eröffnet neue Formen von Beziehungen. Vergessen wir die einsamen und isolierten Menschen nicht. Seel-Sorge ist die Macht in Beziehung, stärken wir diese Macht!

Jeanine Kosch, Leiterin Fachstelle Palliative Care der SBK

23.03.2020