Humanitäre Korridore ermöglichen

Die 327. ordentliche Vollversammlung der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) fand vom 2.-4. März 2020 in Genf im «Le Cénacle» statt.

Humanitäre Korridore ermöglichen

Die Schweizer Bischöfe und Territorialäbte beobachten die Flüchtlingssituation an den südlichen Grenzen Europas mit grosser Sorge. Die neuesten Entwicklungen verschärfen die Lage der Flüchtlinge an der griechischen Grenze empfindlich und nachhaltig. Dass die Schweiz Griechenland bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise stärker unterstützen will, hat die SBK mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. Staatssekretär Mario Gattiker, Direktor des Staatssekretariats für Migration, hatte anfangs Februar bei seinem Besuch in Athen die Bereitschaft der Schweiz signalisiert, eine gewisse Zahl an unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen aufzunehmen, sofern familiäre Verbindungen in die Schweiz bestehen. Wenige Tage zuvor hatte Bundesrätin Karin Keller-Sutter, Vorsteherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements, die Europäische Kommission mit Nachdruck aufgefordert angesichts der schwierigen humanitären Lage einen Aktionsplan für Griechenland zu entwickeln.

Die SBK dankt allen Hilfswerken für ihren Einsatz, sei es direkt vor Ort, sei es in der Schweiz. Sie begrüsst die Schaffung von humanitären Korridoren und bietet hier den Hilfswerken gerne ihre Unterstützung an.

Die SBK engagiert sich in einem Projekt der armenisch-katholischen Kirche in Griechenland mit einem finanziellen Beitrag. Dieses hat zum Ziel, verletzliche Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren vor Ort mit Unterkunft, Essen und Kleidung zu unterstützen und zu begleiten. Das Projekt, welches bereits seit drei Jahren läuft, kann so um ein Jahr verlängert werden.

Gemeinsam auf dem Weg für die Erneuerung der Kirche

An der letzten ordentlichen Vollversammlung hat die SBK entschieden, dass der Prozess auf lokaler, diözesaner und sprachregionaler Ebene beginnen soll. Über erste Erfahrungen haben sich die Mitglieder der SBK ausgetauscht. Der eingeschlagene Weg wird fortgesetzt.

Die SBK will in einer zweiten Phase die diözesanübergreifenden Herausforderungen auf nationaler Ebene begleiten. Dazu gehört der Austausch mit verschiedenen Gruppen und Gläubigen. In diesem Zusammenhang haben sich die Mitglieder der SBK über das nachsynodale apostolische Schreiben Querida Amazonia ausgetauscht. Die vier im Dokument erwähnten Träume des Papstes inspirieren auch die Kirche in der Schweiz und können mit den nötigen Anpassungen auf die hiesigen Verhältnisse als gute Ausgangsposition für die bevorstehenden Gespräche dienen.

Neubau der Kaserne der Päpstlichen Schweizergarde

«Das Projekt ist zwar komplex, aber wir kommen gut voran», so fasste Dr. Jean-Pierre Roth, Präsident der Stiftung für die Renovation der Kaserne der Päpstlichen Schweizergarde im Vatikan, den aktuellen Projektstand des vorgesehenen Neubaus der Kaserne zusammen. Eine Machbarkeitsstudie hatte gezeigt, dass nur ein Abriss der bestehenden Kaserne und ein Neubau auf dem bestehenden Grundriss den gestellten Anforderungen zu entsprechen vermag.

Bis Ende 2020 sollten für den Bau die notwendigen Bewilligungen der Stadt Rom, des Vatikans sowie der UNESCO vorliegen. Für die Detailplanung und den Umzug der Schweizergarde in ein Provisorium sind anschliessend zwei Jahre vorgesehen. Abriss und Neubau der Kaserne sind nach aktuellem Stand für die Jahre 2023-2026 geplant. Es könnte somit gelingen, 2027 das 500-jährige Gedenken an den Sacco di Roma mit der Einweihung der neuen Kaserne zu kombinieren.

Eine der zahlreichen architektonischen Herausforderungen des Neubaus ist die Freilegung der historischen Via Francigena, welche ursprünglich durch die Kaserne verlief, später jedoch durch eine Mauer unterbunden wurde. Auch soll der Neubau die Sicht auf den Passetto verbessern, welcher den Vatikan mit der Engelsburg verbindet.

Für die Mittelbeschaffung wurde ein Patronatskomitee mit Alt-Bundesrätin Doris Leuthard als Präsidentin gegründet. Der Gesamtbetrag, welcher im In- und Ausland für den Neubau und die temporäre Unterbringung der Garde während der Bauzeit gesammelt werden muss, beträgt rund 55 Millionen Franken.

Coronavirus

Anlässlich des Schweizer Krankensonntags vom 1. März betete die Kirche für alle Leidenden und auch besonders für die am Coronavirus erkrankten Menschen sowie für das medizinische Fachpersonal. Die SBK ruft dazu auf wegen der besonderen Lage, nicht in Panik zu verfallen, sondern Ruhe zu bewahren und das Vertrauen in unseren Herrn zu wahren.

Zur Prävention gegen eine Ansteckung durch das Coronavirus empfiehlt die SBK, sich regelmässig über die Vorschriften der staatlichen Behörden zu informieren. Unter Beachtung dieser Vorschriften stehen die Verantwortlichen vor Ort in der Pflicht, situativ angemessen zu entscheiden. Auch die Teilnehmenden von Veranstaltungen sind angehalten, sich und ihr Umfeld zu schützen und bei Krankheitssymptomen zu Hause zu bleiben.

Für Liturgien gelten folgende Vorsichtsmassnahmen:

–      Wer Grippensymptome aufweist, bleibt zu Hause.

–      In der Eucharistiefeier erhalten die Gläubigen die Kommunion auf die Hand. Wer die Kommunion austeilt, hat vorher die Hände zu desinfizieren.

–      Bei einer Konzelebration wird das Blut Christi durch Eintauchen der Hostie konsumiert.

–      Die Weitergabe des Friedensgrusses durch Handschlag entfällt.

–      An manchen Orten kann es angebracht sein, die Weihwasserbecken zu leeren.

Diese Empfehlungen gelten bis auf Weiteres.

Die geplanten Liturgien (z. B. Erstkommunion, Firmung) finden wie vorgesehen statt.

Die SBK vertraut darauf, dass die Verantwortlichen vor Ort mit Augenmass entscheiden werden.

Fachgremium «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld»

Bischof Charles Morerod ist seit anfangs 2019 Verantwortlicher der SBK für das Fachgremium «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld» der SBK. Er wünscht, mindestens bis zum Abschluss der im Bistum laufenden Untersuchungen, nicht mehr an Sitzungen des Fachgremiums teilzunehmen und tritt somit ab sofort in den Ausstand. Abt Urban Federer wird für diese Zeit im Fachgremium seine Stellvertretung übernehmen.

Begegnung mit dem Apostolischen Nuntius

Zum traditionellen Besuch des Apostolischen Nuntius in der Schweiz hat die SBK Erzbischof Dr. Thomas Edward Gullickson sowie Nuntiaturrat Mgr. Dr. José Manuel Alcaide Borreguero empfangen.

Der Apostolische Nuntius hat das Datum des nächsten Besuchs ad limina apostolorum der SBK bestätigt: voraussichtlich am 28. Januar 2021 wird Papst Franziskus die Mitglieder der SBK empfangen. Letztmals fand der Ad-limina-Besuch 2014 statt.

Ernennung

Für die Kommission Justitia et Pax wurde Frau Dorothée Thévenaz Gygax, Fastenopfer, als neues Mitglied gewählt.

Eucharistiefeier in der Kapelle des Cénacle

Zum Abschluss der ordentlichen Vollversammlung luden die Mitglieder der SBK die Gläubigen am 4. März um 11.00 Uhr zu einer Eucharistiefeier in der Kapelle des Cénacle ein. Der Feier stand Weihbischof Alain de Raemy vor.

Genf, 4. März 2020

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