Lassen wir uns vom Glauben herausfordern – in Kirche und Gesellschaft

Botschaft von Bischof Markus Büchel, neuer Präsident der Schweizer Bischofskonferenz

Zum Amtsantritt mahnt der neue Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Markus Büchel von St. Gallen, Gesellschaft und Kirche im Licht des Glaubens an Jesus Christus zu erneuern.

Die beste Arbeitslosenstatistik der Industriestaaten Europas für das gerade abgelaufene Jahr belegt es: Die Schweiz scheint eine prosperierende Insel zu sein. Für das Gute dürfen wir dankbar sein. Doch gibt es auch bei uns Schwierigkeiten und Spannungen. Die Schulden- und Bankenkrise dauert an, kriegerische und soziale Unruhen in anderen Teilen der Welt fordern auch uns in der Schweiz heraus und verlangen unseren Einsatz und unsere Solidarität.

Die Frage der sozialen Gerechtigkeit gewinnt auch bei uns an Aktualität. Auch bei uns existiert die Armut und soziale Benachteiligung. Noch mehr als die materielle Armut besorgt mich die zunehmende geistige Armut. Sichtbar wird diese gerade auch bei der gedankenlosen Vergötzung des Geldes, bei der Jagd nach Glück durch sinnlose Anhäufung materieller Reichtümer. Die Vergötzung des Geldes führt nicht nur dazu, dass die Armen noch ärmer werden, sie verhärtet auch die Herzen der Reichen und führt von Gott weg. Papst Benedikt XVI. hat zur Stärkung des geistigen Fundaments unserer Gesellschaft das Jahr des Glaubens ausgerufen. Dieses Jahr ist uns geschenkt, um der Welt, unserer Gesellschaft erneut zu sagen, dass der Glaube der Motor ist, der den Menschen über seine Hoffnungen hinaushebt und um an die unabdingbare Würde der menschlichen Person zu erinnern.

Auch die katholische Kirche steht in der Schweiz vor zahlreichen Herausforderungen: Rückgang der Gottesdienstbesuche, zunehmende Kirchenaustritte, Forderungen breiter Kreise in der Kirche – formuliert beispielsweise in der „Pfarrei-Initiative“ – nach theologischen und pragmatischen Veränderungen, welche die Einheit der Kirche aufs Spiel setzen können. Doch hat die Kirche auch und vor allem einen gemeinsamen Garanten für den richtigen Weg: Jesus Christus, unser Alles!

Als Bischof und als Präsident der Schweizer Bischofskonferenz ist es meine ureigenste Aufgabe für die Einheit der Kirche einzustehen, sei es unter den Bischöfen, den Seelsorgenden oder den Gläubigen. Und wenn Gläubige, Seelsorgende, Kirchgemeinden oder Kirchenparlamente Initiativen zu Fragen lancieren, die uns Schweizer Bischöfe und darüber hinaus die Weltkirche betreffen, so nehmen wir Bischöfe diese ernst und wollen sie in einem Geist des Dialogs, geprägt von Transparenz und Hoffnung, behandeln. Immer aber müssen wir das Gemeinsame suchen! Dies im Bewusstsein, dass die Wahrheit uns nicht gehört, sondern uns von Jesus Christus anvertraut ist.

Mgr Markus Büchel