Stellungnahmen SAMW Umgang mit Sterben und Tod

Medienmitteilung zu den Richtlinien der SAMW
Die Bioethikkommission der Schweizer Bischofskonferenz bringt ihre tiefe Besorgnis darüber zum Ausdruck, dass die SAMW in ihren neuen ethischen Richtlinien „Umgang mit Sterben und Tod“ vom 17. Mai 2018 auf jeglichen objektiven Bezug zur Medizinethik verzichtet.

Bisher stand im Zentrum ihrer Betreuungsphilosophie – der Grundlage ihrer Mission – nicht zu schaden, das Leben eines jeden Menschen zu schützen, seine Gesundheit zu fördern und zu erhalten, Leiden zu lindern und den Sterbenden bis zur letzten Stunde beizustehen (vgl. Standesordnung der FMH, Art. 2.). Sie erinnerte deutlich daran (2004 und 2013), dass die Beihilfe zum Suizid den Zielen der Medizin widerspricht. Der Verzicht darauf erschüttert nun diese Grundlage durch die Priorisierung der Autonomie und der Subjektivität. Bei einem so sensiblen Thema wie dem assistierten Suizid verstärkt die SAMW unnötigerweise das Konzept der Autonomie auf Kosten des Wohlwollens, das es ermöglicht, Situationen (Umwelt – Familie – Pflegende…) auszugleichen und besser zu kontextualisieren.
Die Bioethikkommission der SBK ist sich der Realität komplexer Situationen am Lebensende voll bewusst und respektiert das Prinzip der Selbstbestimmung. Sie weiß, dass in einigen dieser Situationen, in denen der Patient Hilfe beim Sterben wünscht, die persönliche ethische Entscheidung des Arztes ihn dazu bringen kann, gegen seine Mission zu verstoßen. Dieser mögliche Verstoß darf jedoch nicht die objektive Grundlage der Betreuung des Patienten am Lebensende schwächen, nämlich die Achtung des menschlichen Lebens bis zum letzten Atemzug. 

In diesem schwierigen Umfeld möchte die Bioethikkommission der SBK daran erinnern, dass nur die Palliativmedizin eine kohärente Betreuung der Patienten bis ans Lebensende ermöglicht. In dieser Betreuung kann die Aufgabe der Medizin am besten zum Ausdruck gebracht werden: Sorge tragen zum Leben.
Indem sich die SAMW derart weit für den begleiteten Suizid engagiert, erhöht sie nicht nur die bereits vorhandene Spannung in der Pflege, sondern untergräbt das Wesentliche: die Fürsorge für den Menschen.
Gezeichnet von: Dr. sc. soc., lic. theol. Michel Fontaine

Dr. sc. soc., lic. theol. Michel Fontaine

Pflegefachmann, Soziologe und Theologe