Lehren aus der Vergangenheit

Medienkonferenz zu zwei brennenden Themen der katholischen Kirche

Grosse Aufmerksamkeit hat die Medienkonferenz des Departements „Kirche und Welt“ der Schweizer Bischofskonferenz vom 15. September erhalten. Sie hatte zwei ganz unterschiedliche Themen zum Inhalt, die durch die Sorge verbunden wurden, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. Es handelte sich um den Zwischenbericht  „Aufarbeitung und Prävention sexueller Übergriffe in der Seelsorge“ und den Historikerbericht „Die katholische Kirche in der Schweiz und ihre Haltung zur Apartheid in Südafrika“.

Dr. Adrian von Kaenel, Präsident des Fachgremiums „Sexuelle Übergriffe in der Pastoral“, erläuterte die für das Jahr 2010 zusammengestellten Zahlen: 146 Opfer meldeten 125 Täter. Der Zeitpunkt der gemeldeten Übergriffe lag zum grossen Teil Jahrzehnte zurück. Nur 13 Meldungen von Fällen betrafen das Jahrzehnt 2000-2010. Abt Martin Werlen betonte die Wichtigkeit des Entschlusses der religiösen Orden und Kongregationen, sich den Richtlinien der SBK über die sexuellen Übergriffe in der Seelsorge anzuschliessen und diese zu übernehmen.  Bischof Markus Büchel zeigte anhand des Beispiels seines Bistums St. Gallen auf, wie wichtig und wirksam die Prävention in dieser Frage ist.

Vor vier Jahren hatte die Schweizer Bischofskonferenz einen Bericht zur Haltung der katholischen Kirche in der Schweiz zur Apartheid in Südafrika (1970-1990) in Auftrag gegeben. Antonio Hautle, Direktor des Fastenopfers, erinnerte an die Wichtigkeit, diese Zeit und das Verhalten der Schweiz aufzuarbeiten. Er drückte den Wunsch der Hilfswerke aus, dass nach den Archiven der katholischen Kirche auch jene der Schweizer Behörden und der Schweizer Banken für die Forschung geöffnet werden. Der Autor der Studie, Bruno Soliva, fasste die Ergebnisse der Studie für die Journalisten zusammen. Nach längerer Zeit des Zögerns und der Unentschlossenheit in Sachen Apartheid engagierten sich breite katholische Kreise in der Schweiz, darunter auch die Bischofskonferenz und die kirchlichen Hilfswerke, entschlossen dafür, in Südafrika eine Wende zu erreichen. Er hob die enge Verbindung der Schweizer Bischöfe mit der Haltung des katholischen  Episkopats in Südafrika hervor. Da die katholische Kirche Südafrikas in der Frage eines Wirtschaftsboykotts als Instrument gegen das Apartheid-System nicht eindeutig Stellung nahm, taten es auch die Schweizer Bischöfe nicht. Abt Martin Werlen bedauerte aus heutiger Sicht, dass die Verantwortlichen der katholischen Kirche in der Schweiz nicht stärker und mutiger gegen die Apartheid in Südafrika vorgegangen waren. Der Bericht Solivas wurde in Südafrika bereits vorgestellt, wo er enthusiastische Aufnahme fand. Er wird von der Nationalkommission Justitia et Pax herausgegeben und wurde von der Römisch-katholischen Zentralkonferenz (RKZ) und vom Fastenopfer mitfinanziert.

Wortlaut der Rede von Abt Martin Werlen (zum Thema „Sexuelle Übergriffe“)