Heilig-Land-Koordination 2023

Von dort brach Jesus auf und kam nach Judäa und in das Gebiet jenseits des Jordan. Wieder versammelten sich viele Leute bei ihm. (Mk 10, 1)

Jordanien ist als Ort der Taufe des Herrn und seines frühen Wirkens untrennbarer Teil des Heiligen Landes. Weihbischof Jamal Daibes, Patriarchalvikar von Jordanien, versicherte, dass wir uns nicht nur auf einer Pilgerreise befinden, sondern auf einem „Besuch in geistlicher Verbundenheit“ mit all jenen, die hier ihren christlichen Glauben leben.

Im ganzen Land wurden wir in Pfarrgemeinden aufgenommen, von denen viele einen sehr lebendigen Eindruck machten. So sagte Papst Franziskus bei seinem eigenen Besuch in Jordanien: „Christliche Gemeinschaften … die seit der Zeit der Apostel im Land anwesend sind, leisten ihren Beitrag zum Gemeinwohl der Gesellschaft, in die sie voll und ganz integriert sind.[1]

Christliche Schulen wurden als Orte der menschlichen Entwicklung und der Begegnung der Religionen hervorgehoben. Wir erlebten die segensreiche Fürsorge, die Christen für Menschen mit Behinderungen und ihre Familien aufbringen. Wir hörten von der wichtigen Rolle, die Christen beim Bau von Brücken der Hoffnung zwischen den Gemeinschaften spielen. Außerdem trafen wir viele junge Christen, die sich trotz erheblicher sozialer und wirtschaftlicher Herausforderungen weiterhin entschlossen dafür einsetzen, Kirche und Gesellschaft zu bereichern. Wir ermutigen die Pilger aus unseren verschiedenen Ländern nach Jordanien zu kommen, diesen christlichen Gemeinschaften dort zu begegnen und die bedeutenden Heiligen Stätten zu besuchen. Mit den Christen des Landes – seinen „lebendigen Steinen“ (1 Petr 2,5) – zu beten und von ihnen zu lernen, wird den eigenen Glauben der Pilger zu vertiefen und zu stärken. 

Wie bei früheren Reisen der Heilig-Land-Koordination nach Jordanien haben wir die unermüdlichen und lebenswichtigen Bemühungen der vom Evangelium inspirierten Menschen erlebt, die Menschenwürde zu wahren und die Menschenrechte zu verteidigen. Besonders hervorzuheben ist dabei die Bereitstellung von Unterkünften, Qualifizierungsmaßnahmen, medizinischen Einrichtungen, seelsorgerischer Betreuung und Interessenvertretung als Unterstützung für diejenigen, die vor der Gewalt im Irak, in Syrien und im Jemen fliehen.

Jordanien beherbergt heute mehr Flüchtlinge als fast jedes andere Land. Die Iraker, die wir getroffen haben, haben aufgrund der anhaltenden Unsicherheit und des Mangels an Perspektiven nicht den Wunsch, nach Hause zurückzukehren. Wir setzen uns für eine menschenwürdige Behandlung all jener ein, die hier Zuflucht suchen, insbesondere für den Zugang zu medizinischer Versorgung und das Recht auf Arbeit.

Wir sind uns auch des Drucks bewusst, der auf den lokalen Gemeinschaften lastet, die Menschen aufgenommen haben; und dies obwohl ihnen die notwendigen Mittel fehlen, um die Flüchtlinge ausreichend zu versorgen, insbesondere angesichts des wirtschaftlichen Klimas und der hohen Arbeitslosigkeit. Unsere eigenen Länder sind aufgefordert, ihren Teil dazu beitragen, die Last auf die Menschen in Jordanien zu verringern. Sie sollten die humanitäre Hilfe vor Ort aufstocken und selbst mehr Flüchtlinge willkommen heißen.

Wir haben viel von der hohen Wertschätzung gehört, die die haschemitische Königsfamilie als Friedensstifter und als Förderer des interreligiösen Dialogs erfährt. Wir waren beeindruckt, wie in dieser Hinsicht in Jordanien die Menschenwürde respektiert wird, und das Land vielen Christen Sicherheit bietet. Dies steht im Gegensatz zu den zunehmenden Verletzungen der Menschenwürde in anderen Teilen des Heiligen Landes. Wir teilen die tiefe Besorgnis, die die katholischen Bischöfe des Heiligen Landes in ihrer jüngsten Adventsbotschaft angesichts der Bedrohung des friedlichen Zusammenlebens in Israel, des Anstiegs der Gewalt im Westjordanland, des anhaltenden völkerrechtswidrigen Ausbaus der Siedlungen und der höchsten Zahl palästinensischer Todesopfer seit mehr als zwanzig Jahren zum Ausdruck gebracht haben. Wir schließen uns der Forderung der Kirchenführer nach einem echten Friedensprozess auf der Grundlage des Völkerrechts an. Die Freiheit der Palästinenser muss gewährleistet werden. Die Rechte aller Bevölkerungsgruppen sind zu achten.[2]

Vom Berg Nebo aus, wo Moses zum ersten Mal auf das gelobte Land blickte, sahen wir ein Land, das heute tief gespalten ist. In diesem Moment trugen wir all die Menschen im Herzen, denen wir begegnet sind, und die sich nach einer besseren Zukunft für sich, ihre Familien und ihre Heimat sehnen. An diesem Ort erinnerten wir uns an die Botschaft von Papst Benedikt XVI.: „Hier auf den Höhen des Bergs Nebo lädt uns das Gedenken an Mose ein, „unsere Augen zu erheben“, um mit Dankbarkeit nicht nur Gottes große Taten in der Vergangenheit zu betrachten, sondern auch um mit Glauben und Hoffnung in die Zukunft zu blicken, die er für uns und für unsere Welt bereithält.[3] Wir verpflichten uns, weiterhin für unsere Schwestern und Brüder in Jordanien, Palästina, Israel und der gesamten Region zu beten und uns für sie einzusetzen, im Vertrauen auf Gottes Verheißung für alle, die in diesem Land leben.


[1] Papst Franziskus, Begegnung mit Vertretern des öffentlichen Lebens des Königreichs Jordanien (24. Mai 2014).

[2] Versammlung der katholischen Ordinarien des Heiligen Landes, Considerations of the Assembly of the Catholic Ordinaries of the Holy Land concerning the recent political and social developments in Holy Land (12. Dezember 2022).

[3] Papst Benedikt XVI., Besuch der Moses-Gedächtniskirche auf dem Berg Nebo (9. Mai 2009).


Weihbischof Pierre Bürcher +, Schweiz

Dr. Erwin Tanner-Tiziani, Direktor von Missio Schweiz, Schweiz

Bischof Nicholas Hudson, England & Wales (Vorsitzender der Koordination für das Heilige Land)

Bischof Nicolo Anselmi, Italien

Bischof Udo Bentz, Deutschland

Bischof Peter Bürcher, Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden

Bischof Christopher Chessun, Church of England

Bischof William Crean, Irland

Bischof Michel Dubost, Frankreich

Bischof Martin Hayes, Irland

Bischof David Malloy, Vereinigte Staaten von Amerika

Erzbischof William Nolan, Schottland

Bischof Paul Terrio, Kanada

Erzbischof Joan-Enric Vives Sicilia, Spanie

Erzbischof Cyril Vasil, Slowakei