Jahresbericht 2017

Jahresbericht 2017  der Fachstelle Palliative Care der Schweizer Bischofskonferenz

Im ersten Berichtsjahr der neu geschaffenen Stelle ist vor allem von Aufbauaktivitäten zu berichten. Wir hoffen, dass die in 2017 getätigten Aktivitäten ab 2018 auch Wirkung zeigen.

Wie in den Rahmenbedingungen (Projektorganisation Punkt 1) festgehalten wurde, geht es vor allem um eine gute Vernetzung innerhalb der Katholischen Kirche sowie im ökumenischen und gesellschaftlichen Rahmen. Nicht zuletzt soll die Fachstelle dazu beitragen, den Anliegen der«Palliative Care» auch in der Pastoral Gewicht zu geben.

Projektziele

Aufbau von Strukturen: Fachgremium

Damit das Thema auch innerkirchlich gut verankert ist und Synergien genutzt werden können, wurde von der Bischofskonferenz ein Fachgremium berufen, welche die Fachstellenleiterin unterstützt. Das Fachgremium hat im Berichtsjahr dreimal getagt. An einer ersten Sitzung wurden die Vernetzungen mit anderen Gremien und Akteuren gesammelt und geklärt. So konnte sichergestellt werden, dass sich die Katholische Kirche in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen kann. An einer zweiten Sitzung wurde im weitesten Sinn über Öffentlichkeitsarbeit gesprochen. Es wurde entschieden, dass eine Tagung stattfinden soll, welche die vielen guten Erfahrungen mit Seelsorge in Palliative Care sammeln und das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten soll. Aus diesem Grund wurden Referentinnen und Referenten eingeladen, welche aus der Sicht der Pflege, der Medizin, der Gesundheitspolitik und der Ausbildung ihre Erfahrungen und Zukunftsperspektiven einbringen und diskutieren. Die Vorbereitungen zu dieser Tagung sind noch im Gange.

Es war immer auch klar, dass die ökumenische Zusammenarbeit unabdingbar ist und aus diesem Grund laufen auch Vorbereitungen für eine nationale ökumenische Tagung im September 2018. Die Ergebnisse der Tagung vom März sollen in die Diskussion im Herbst einfliessen.  Die Ergebnisse der beiden Tagungen sind dann der Grundstein für das Arbeitspapier «katholische Seelsorge in Palliative Care 2018-2021», welches das Fachgremium bis im März 2019 der Bischofskonferenz vorlegen wird.

An ihrer dritten Sitzung befasste sich das Fachgremium u.a. mit inhaltlichen Fragen der ökumenischen Tagung und mit ersten Ideen für das zu formulierende Arbeitspapier.

Sicherstellung der Koordination

Die Kontakte zum Bundesamt für Gesundheit und zu palliative ch sind sehr erfreulich. Die Fachstelle wurde an beiden Orten mit viel Interesse wahrgenommen und verschiedene Gespräche haben stattgefunden. Die Fachstellenleiterin ist Mitglied der Plattform Palliative Care des BAG und beteiligt sich aktiv an den Veranstaltungen. So hat die Katholische Kirche auch auf dieser Ebene eine Stimme. Mit der Präsidentin von palliative ch wurden verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit angeschaut. Es besteht die Möglichkeit, dass sich die Katholische Kirche beteiligt am pallifon – einer nationalen Telefonnummer für Fragen rund um Palliative Care, oder an der Palliativ-Karte, einem interaktiven Tool, welches computerbasiert Hilfestellungen bietet. Die Gespräche für beide Projekte sind im Gange. 

Öffentlichkeitsarbeit

Zu Beginn des Jahres war das mediale Interesse an der neuen Stelle gegeben. Einige Printmedien, sowie Radiostationen waren an inhaltlichen Informationen zur neuen Stelle interessiert. Radio Fribourg brachte ein längeres Interview mit der Fachstellenleiterin.

Verschiedene Anfragen für Referate gaben die Möglichkeit, das Thema Palliative Care, sowie das Engagement der Bischofkonferenz einem breiteren Publikum vorzustellen. Vor allem im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Schweiz und der Paulusakademie gab es interessante Diskussionen.

Die Dekanatsweiterbildung im Bistum Chur zum Thema «Spiritual Care» war eine weitere Gelegenheit, das Thema in der Pastoral zu verankern. Ebenso ein Weiterbildungshalbtag bei «Pastorale de la Santé» in Fribourg.

Aus- und Weiterbildung

Ein weiteres Arbeitsfeld ist die Reflexion der Aus- und Fortbildung der spezialisierten Seelsorge.  Wie sieht eine Grund- und Weiterbildung von Seelsorgenden aus, welche sich im Bereich von Palliative Care und Spiritual Care engagieren? Wie kann die Seelsorge zu einer guten Interdisziplinarität beitragen?

In diesem Zusammenhang konnte die Fachstellenleiterin Gespräche führen mit Exponentinnen und Exponenten der Aus- und Weiterbildung an der Theologischen Hochschule Chur, der Universität Zürich, dem Theologischen Bildungsinstitut tbi, sowie dem CPT-Lehrgang.

Da unter dem Wort „Spiritual Care“ gegenwärtig sehr Unterschiedliches verstanden wird, was in der Diskussion zu vielen Missverständnissen führt, ist es wichtig zunächst zu klären, welche Modelle und Ansätze jeweils zur Diskussion stehen. Je nachdem stellen sich andere Fragen für eine kirchlich beauftragte Seelsorge. Leitlininen und Standards, wie sie derzeit von der Taskforce Spiritual Care und der Fachgruppe Seelsorge von palliative ch entwickelt werden, sind dazu von grosser Bedeutung.

In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, die Herausforderungen, welche eine immer älter werdende Gesellschaft an die Seelsorge stellt, nicht aus den Augen zu verlieren und entsprechende Massnahmen in der Aus- und Weiterbildung von Seelsorgenden zu beachten.

Schlussbemerkungen

Im Bereich Palliative Care läuft ausserordentlich viel, sowohl in der Schweiz als auch international (das hat auch die Internationale Tagung Palliative Care in Genf eindrücklich gezeigt). In der Schweiz werden die Kirchen als Gesprächspartner ernst genommmen und sind teilweise auch sichtbar (Fachgruppe Seelsorge bei palliative ch)

Kritisch zu bemerken ist aus Sicht der Fachstellenleiterin, dass Palliative Care und Spiritual Care zum «Markt» geworden sind, der auch umkämpft ist. Wer macht welche Aus- und Weiterbildung zu welchem Preis? Wer generiert für welches Projekt wieviel Geld?  Zu welchem Thema wird eine Konferenz lanciert mit oft denselben ReferentInnen und Teilnehmenden?

Die Ökonomie und die Politik spielen eine wesentliche Rolle (DRG, Tarmed etc) Hier wären politische Stellungnahmen und eine grundsätzliche Wertedebatte nötig, welche nicht ausschliesslich vom Fachgremium und der Fachstelle Palliative Care ausgehen müsste, sondern vielmehr ein Zusammenspiel von mehreren Kommissionen erfordert (Justitia et Pax, Bioethikkommission) sowie mit dem Pastoralsoziologisches Institut.

Um längerfristig eine ernstzunehmende Stimme in diesem auch politisch-ökonomischen Diskurs zu sein, sind mit Blick auf die künftige Pastoral im Gesundheitswesen Strategieüberlegungen unerlässlich, die sowohl ethische und pastoraltheologische Aspekte berücksichtigen als auch nach Best-Practice-Modellen für Seelsorge im Bereich Palliative Care fragen.

Zürich, Dezember 2017

Jeanine Kosch

Fachverantwortliche Palliative Care

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