Laudate Deum: Der Klimawandel als soziales Problem

Papst Franziskus hat ein Apostolisches Schreiben veröffentlicht. Es trägt den Titel Laudate Deum – zu Deutsch Lobt Gott – und liest sich in Kontinuität zu der Enzyklika Laudato si‘ aus dem Jahr 2015. Auch in Laudate Deum scheut sich der Papst nicht, schonungslos politisches und gesellschaftliches Versagen angesichts der sich verschlimmernden Klimakrise zu benennen und anzuklagen. 

Geschickt verknüpft Papst Franziskus in dem Schreiben theologische und soziopolitische Überlegungen mit einer ganzheitlichen Analyse des Menschen innerhalb der spätmodernen Gesellschaft. Das sogenannte „technokratische Paradigma“, welches der Papst bereits in Laudato si‘ beklagte, benennt er auch in Laudate Deum als einen der Haupttreiber der Klimakrise: Es bezeichnet die zutiefst fehlgeleitete Überzeugung, dass „die Wirklichkeit, das Gute und die Wahrheit spontan aus der technologischen und wirtschaftlichen Macht selbst“ hervorgingen. Eine solche Weltanschauung, welche die (technologischen) Möglichkeiten und die Fähigkeiten des Menschen absolut setzt, stellt laut dem Papst „ein schockierendes Beispiel für eine strukturelle Sünde“ dar, womit er die Wortwahl der afrikanischen Bischöfe zur Charakterisierung des Klimawandels übernimmt.

Auch die grundsätzliche Kapitalismuskritik, welche schon in Laudato si‘ klar zum Ausdruck kam, wird in Laudate Deum fortgeführt und konkretisiert. Die Überordnung von wirtschaftlichen Interessen sowie das strukturelle Versagen des kapitalistischen Wirtschaftssystems mit seinen auf Gier und Materialismus beruhenden Anreizen werden von Franziskus in aller Deutlichkeit kritisiert. Die heutige Wirtschaft mit dem ihr zugrundeliegenden Wachstumsparadigma steht in fundamentalem Widerspruch zu dem Verständnis des Menschen und seiner Rolle in Gesellschaft und Umwelt im Sinne des Evangeliums. Dementsprechend dürfen auch die sozialen Folgen des Klimawandels, insbesondere für die Menschen in den von Veränderungen am stärksten betroffenen Gebieten, laut Franziskus nicht vernachlässigt werden.

Dem funktionalistischen Denken von Wirtschaft und Technokratie stellt Papst Franziskus eine Spiritualität der Verbundenheit entgegen. Eine fundamentale Botschaft des Evangeliums sei die Verbundenheit des Menschen mit der Schöpfung. Die uns umgebende Welt sei nicht nur „Objekt der Ausbeutung, der ungezügelten Nutzung und unbegrenzter Ambitionen“, sondern sie ist dem Menschen von Gott anvertraut, auf dass er sie bewahre und pflege. Genauso wie in Laudato si‘ ruft der Papst auch in Laudate Deum das Bild des „gemeinsamen Hauses“ ins Bewusstsein: Die Erde nicht als schlichter Schauplatz der menschlichen Existenz, sondern als von Gott getragener Ort der Koexistenz und des gemeinschaftlichen Wohnens.

Der Volltext des Apostolischen Schreibens Laudate Deum ist verfügbar auf der Website des Vatikans