Mariä Aufnahme in den Himmel

„Grosses wird von dir gesagt, Maria: Der Herr hat dich erhoben über die Chöre der Engel in seine Herrlichkeit.“

Wie eine Überschrift fasst der Eröffnungsvers der Vorabendmesse zusammen, was katholische und orthodoxe Christen am 15. August feiern: Das ganze Leben Mariens war so tief von der Botschaft und dem Wirken ihres Sohns bestimmt, dass selbst ihr Tod darin geborgen war. Denn was Jesus den Menschen zeigte, war die liebende Nähe Gottes zu seinem Volk und über Israel hinaus zu allen Menschen seines Wohlgefallens.

Gottes Menschenliebe macht auch vor dem Tod nicht halt. Er hat das nachdrücklich und unumkehrbar in der Auferweckung Jesu gezeigt. Das ist eine Wende, die eine ungeheure Dynamik zum Leben hin auslöst, zum Leben in der Beziehung zu Gott. Diese Dynamik setzt für Maria mit der Verkündigung ein. Sie endet nicht im Sterben ihres Sohnes, auch nicht in ihrem eigenen Tod, denn mit Leib und Seele wird sie in die Sphäre der göttlichen Herrlichkeit erhoben.

Die Bewegung zum Leben in der Erfüllung geht über Maria hinaus: Diese Frau wird für uns „ein untrügliches Zeichen der Hoffnung und eine Quelle allen Trostes“ (Präfation zum Fest). Sie setzt sich bis in die Schöpfung hinein fort: Die am Fest vielerorts übliche Segnung von (Heil-)Kräutern und Blumen mit ihrer Lebenskraft, Schönheit und ihrem Duft ist ein Zeichen für das Neuwerden der Welt von Gott her.

Text: Gunda Brüske. Der Text erschien in: „Im Namen… Amen. Liturgie in Stichworten.“ Hrsg. von Gunda Brüske und Josef-Anton Willa im Auftrag des Liturgischen Instituts der deutschsprachigen Schweiz.