Sorge um die Menschen in Bergkarabach

Die Schweizer Bischofskonferenz ist zutiefst besorgt über die aktuellen Ereignisse in Bergkarabach. Seit neun Monaten blockieren die Truppen Aserbaidschans die Versorgung der armenischen Exklave mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und Treibstoff, seit Mitte Juni lassen sie nicht einmal Konvois des Internationalen Roten Kreuzes (abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen) in das geographisch isolierte Gebiet zu. Durch dieses brutale Vorgehen sind 120’000 unschuldige Menschen, darunter 30’000 Kinder, akut vom Hungertod bedroht. Es ist alarmierend, dass die Weltöffentlichkeit diese humanitäre Krise trotz ihrer Brisanz kaum zur Kenntnis nimmt.

Die Geschichte hat uns gelehrt, wie verheerend die Konsequenzen von Apathie und Ignoranz sein können. Bei den Armeniern weckt die aktuelle Belagerung erneut Ängste, dass es zu einer Neuauflage von Vertreibung und Vernichtung kommen könnte. Die SBK erinnert mit Trauer an den Völkermord zu Beginn des letzten Jahrhunderts, bei dem bis zu anderthalb Millionen christliche Armenier und Armenierinnen des Osmanischen Reichs auf grausame Weise getötet wurden, und an das Grauen „dieses Holocausts vor dem Holocaust“, wie der jüdische Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel das unfassbare Verbrechen in Anatolien nannte.

Als Christinnen und Christen ist es unsere Pflicht, im Rahmen unserer Möglichkeiten als Wächter des Friedens und der Gerechtigkeit zu handeln, um die Wiederholung von Geschichtstragödien zu verhindern. Die SBK ruft die internationale Gemeinschaft, die Vereinten Nationen und alle Friedensstiftenden Organisationen dringend dazu auf, sich für eine friedliche Lösung des Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan einzusetzen und humanitäre Hilfe für die Betroffenen in Bergkarabach unmittelbar zu ermöglichen.

Ebenso bittet die SBK alle Gläubigen und Menschen guten Willens weltweit, für die Menschen in Bergkarabach zu beten und ihre Unterstützung in jeder möglichen Form auszudrücken. Gemeinsam können und müssen wir Zeichen setzen gegen Gleichgültigkeit und für Menschlichkeit.

Fribourg, den 29.09.2023

Foto: Caritas International