Synode – Eindrücke von Claire Jonard

Claire Jonard ist Koordinatorin am Westschweizer Centre romand des vocations (CRV). Sie nimmt als Moderatorin an der Synode zur Synodalität teil.

Wie hat diese Synode zur Synodalität begonnen?

Claire Jonard: Die Synode hat mit einer Retraite gestartet. Es gab im Vorfeld dazu eine sehr schöne ökumenische Nachtwache mit Jugendlichen, welche gekommen waren, um gemeinsam zu beten und den Geist der Synode zu teilen. Etwa 80 reformierte und katholische Jugendliche aus allen drei Sprachregionen der Schweiz waren dabei anwesend. Die Nachtwache ging dann in die eigentliche Retraite in Sacorfano über. Sie bildete den Rahmen, um sich zurückzuziehen, in sich selbst still zu werden und auf Gott zu hören, der mir in meinem Leben genau wie in der Kirche nahe kommt. Die Exerzitien waren in diesem Sinne eine Annäherungsphase an die Synode, in deren Rahmen wir bereits das Gespräch im Geist erlebt haben. Was mich in diesen ersten Tagen am meisten berührt hat, war die echte Geschwisterlichkeit unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Alle hören einander zu und lernen von der Realität der anderen. Wir haben uns bereits verändert, wir sind gemeinsam auf dem Weg.

Was hat Sie am meisten überrascht?

Die Universalität der Kirche und das Leiden vieler Christen auf der Welt. Die Universalität, welche konkret wird. Am 4. Oktober habe ich mit einem Kardinal aus Indien gefrühstückt, bin mit einem Bischof aus der Türkei unterwegs gewesen und habe mit einem jungen Paar aus Nicaragua an einem Gebet teilgenommen: Alles innerhalb einer halben Stunde. An meinem Tisch in der Aula Paul VI. sind vier Kontinente vertreten. Wir leben denselben Glauben und verkünden die Freude desselben Evangeliums. Das ist eine sehr starke Erfahrung.
Das Leiden der Christinnen und Christen: Viele Teilnehmende erzählen, dass viele Christinnen und Christen in ihrer Herkunftsregion unter Krieg, Hunger, Verfolgung und Ausgrenzung leiden.

Was ist die Aufgabe einer Moderatorin?

Wir sind insgesamt 35 Moderatorinnen und Moderatoren für fünf verschiedene Sprachen. Jede und jeder von uns ist für einen Tisch, sprich eine Gruppe, zuständig. In der Methode des Hörens auf den Heiligen Geist führen wir drei Gesprächsrunden durch, um zu erkennen, wie Gott in den Gleichnissen unserer individuellen Lebensgeschichten zu uns spricht und uns zum gemeinsamen Gehen aufruft. Das hat nichts mit einer Reformagenda zu tun, sondern ist ein Prozess, der uns zum gemeinsamen Hören auf Gott und sein Volk aufruft. Als Moderatorin äussere ich mich nicht zu spezifischen Inhalten und stimme auch nicht ab, sondern bin Vermittlerin und Begleiterin. Ich sorge dafür, dass sich alle gleichberechtigt äussern können, ich verantworte die Asuwahl des Berichterstatters, die Qualität des Dialogs, das gemeinsame Gebet und koordiniere den Ablauf der Gruppenarbeit. Was ich dabei seit einer Woche erlebe, ist ein wirklicher synodaler Prozess.

Bild: Claire Jonard (links) mit Helena Jeppesen, Teilnehmerinnen aus der Schweiz. ©Julia Moreno / SBK