Wieso eine Synode zur Synodalität?

«Eine synodale Kirche, die das Evangelium verkündet, ‹geht gemeinsam›. Welche Schritte lädt der Geist uns ein, zu gehen, um in unserem ‹gemeinsamen Gehen› zu wachsen?»

Leitfrage des vorbereitenden Dokuments zur Synode 2021-2024

Gemeinsam gehen. Das wünscht sich Papst Franziskus von unserer Kirche und damit der Gemeinschaft, welche die Kirche konstituiert. Ein prophetischer Wunsch, in einer Gesellschaft, welche zunehmend von sozialer Ungleichheit und Abschottung geprägt ist, von erstarkendem Populismus und der Angst vor den «Anderen». Gemeinsam zu gehen bedeutet, dass wir als Kirche uns nicht alleine auf den Weg machen, sondern uns bewusst sind, wer denn eigentlich alles mitgehen könnte – und dass wir dann aufeinander warten, uns gegenseitig stützen und niemanden zurücklassen. Nicht nur uns Menschen innerhalb der Kirche, sondern genauso alle anderen.

Und damit wir uns darüber klar werden können, wie wir das gemeinsame Gehen stärken, hat der Papst nun eine Synode einberufen. Eine Synode über die Synodalität.

Was ist die Synode?

Eine Synode bezeichnet im kirchlichen Sprachgebrauch zuerst einmal eine kirchliche Versammlung. Synodalität meint in diesem Sinne das zugrundeliegende Prinzip: Teilhabe, Mitsprache, eben; Gemeinsames Gehen. Was für synodale Elemente der Mitsprache und Teilhabe gibt es schon und wie können sie gestärkt werden? Das zu diskutieren ist die Aufgabe der Bischofssynode, welche nun vom 4. bis 29. Oktober sowie ein zweites Mal in einem Jahr in Rom stattfindet und den Anspruch hat, die Gesamtkirche, also die Gemeinschaft aller Gläubigen, zu repräsentieren.

Ist die Synode also das Parlament der Kirche? Nein. Im Gegensatz zu einem Parlament ist sie eine Versammlung mit beratender Funktion – keiner Entscheidungsgewalt. Der Papst ist ihr Oberhaupt, jedoch hat Franziskus gezeigt, dass er grossen Wert darauf legt, nicht autoritär zu «regieren», sondern die vielfältigen Stimmen der Menschen an der Basis zu Wort kommen zu lassen. Die Synode ist zudem in erster Linie ein spirituelles Ereignis. «Ohne Gebet keine Synode», so Franziskus. Nicht nur das Hören aufeinander, sondern genauso das Hören auf den Heiligen Geist soll den Diskurs leiten. Zu spüren, was Gott von seiner Kirche will: Das ist das Ziel des Findungsprozesses der Synode, an dem das ganze Volk Gottes teilnehmen soll.

Die Synode als Prozess

Und Franziskus hat ernst gemacht mit der Partizipation. Die Synode zur Synodalität stellt den Höhepunkt eines gesamten Prozesses dar. 2021 hat der sogenannte «Synodale Prozess» begonnen, in dessen Rahmen die Wünsche, Ideen, Forderungen, Anliegen und Sorgen aller Menschen innerhalb der Kirche gesammelt wurden: Zuerst auf kommunaler, dann auf nationaler und schliesslich auf kontinentaler Ebene. Alle diese Anliegen, welche auf jeder Ebene zusammengefasst wurden, sind schliesslich in das sogenannte «Instrumentum Laboris» eingeflossen: Ein Dokument, welches die Arbeitsgrundlage der jetzt stattfindenden Bischofssynode darstellt, sie thematisch leiten und inspirieren soll.

Wobei: Die Bezeichnung «Bischofssynode» wird der Vielfalt der Versammlung nur auf dem Papier gerecht. Denn wieder zeigt sich, dass das «gemeinsame Gehen» nicht nur ein Lippenbekenntnis des Papstes war. Als erste Synode in der Geschichte der Kirche vereint die Synode 2021-2024 nicht nur Bischöfe, sondern auch Laiinnen und Laien. «Die Kirche Gottes wird zur Synode einberufen» heisst es im Vorbereitungsdokument. Bischöfe und Laien, Frauen und Männer – sie alle sind Teil der Synode über die Synodalität. Die Zusammensetzung der Schweizer Delegation in Rom macht diese Vielfalt besonders deutlich. Felix Gmür ist der bischöfliche Schweizer Delegierte. Neben ihm nehmen aber auch Helena Jeppesen, Laienvertreterin der Kirche in Europa, sowie Claire Jonard als Moderatorin an der Synode teil.

Gemeinsam gehen die drei nach Rom. Und gemeinsam mit mehr als 350 anderen Teilnehmenden aus aller Welt werden sie über die Kirche der Zukunft diskutieren. Der Schwung und die Begeisterung, welche nach Rom getragen werden, sollen dabei die gemeinsame Suche nach Kirche-Sein leiten: Einer Kirche, die gemeinsam mit den Menschen auf dem Weg ist.

Foto: Julia Moreno/SBK

Die Messe zur Eröffnung der Weltsynode sowie die Predigt von Papst Franziskus: